Wer viel auf Radwegen oder in den Bergen unterwegs ist, dem wird ein Umstand vielleicht schon einmal besonders aufgefallen sein: Viele E-Biker bzw. Pedelec-Fahrer scheinen neben einer pathologischen Abneigung gegen Schutzbleche, auch eine allgemeine Aversion gegen Klingeln zu haben. Anders lässt es sich wohl kaum erklären, dass sich diese von hinten maximal schreiend ankündigen, wenn sie überholen möchten. Mit der Preisklasse des Bikes steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass das für die Verkehrssicherheit unerlässliche Element fehlt. Wir haben versucht, der Frage nach dem Warum einmal auf den Grund zu gehen und sind zu folgenden möglichen Ursachen des Problems gekommen:
Klingeln sind einfach zu teuer.
Zugegebenermaßen ist der Kostenfaktor für eine Klingel immens. Wenn man schon im Schnitt 5000 Euro für so einen Akku-Hobel hinlegt und das Konto damit ohnehin bereits am Limit ist, dann sind die zwei Taler für so ein schellendes Blechteil einfach nicht mehr drin. Verkehrssicherheit wird ja sowieso überbewertet.
Es ist einfach kein Platz für eine Klingel da.
Je breiter, desto besser. Selbst bei Lenkerbreiten jenseits der 900mm will sich einfach kein so rechter Platz dafür finden. Neben allerhand elektronischer Steuerelemente, Smartphones, Lock-out-Hebeln für Gabel und Dämpfer, dem Hebel für die hydraulische Sattelstütze und so lästigem Zeug wie Bremsen und Schaltung, geht einem einfach der Platz aus. Außerdem, je breiter die Lenkstange ist, umso cooler ist man und desto mehr kommt man mit der Brust nach vorne. Wer will sich also schon die Blöße geben, sich die Nippel an einer Fahrrad-Klingel aufgescheuert zu haben?
Klingeln sind einfach zu schwer.
Man kauft sich ja schließlich nicht das neueste Modell mit 120 Nm starkem Motor, wenn dieser Vorteil dann durch das Mehrgewicht einer Klingel wieder aufgefressen wird. Da kann man ja gleich ohne Akku den Berg hochtreten. Außerdem hat man als Pedelec-Fahrer auch im Hochsommer bereits mit dem Gewicht der Winterjacke zu kämpfen. Wie soll man denn auch ohne die ins Schwitzen kommen?
Die Profis haben schließlich auch keine Klingel.
Ein wirklich schlagendes Argument! Wer sich ein Pedelec kauft, ist nicht nur ein echter Sportler, sondern kann es auch locker mit den Profis aufnehmen. Und die haben schließlich auch keine Klingeln an ihren 5-KG-Rennern! Ohnehin würden diese nicht zum sportlichen Outfit im Trikot der Tour de France passen und zudem die Aerodynamik zunichte machen!
Die alten Leute beschweren sich eh nur, wenn man sie mit einer Klingel erschreckt.
So eine Klingel kann ganz schön laut sein. Man will schließlich vermeiden, dass sich Rentner, die gerade mitten auf dem Radweg spazierengehen, zu Tode erschrecken. Deshalb ist es besser, sich von hinten anzupirschen und das Hindernis mit Höchstgeschwindigkeit und möglichst wenig Abstand zu passieren!
Wie man sieht, gibt es also mehr als genug gute Gründe, um als E-Biker auf eine Klingel zu verzichten!
Und bevor sich jetzt wieder irgendjemand persönlich angegriffen fühlt, kennzeichnen wir diesen Beitrag mal vorsorglich als Satire.
Ein Freund von mir hat sich ein E-Bike gekauft und mir selbiges gleich stolz präsentiert. Mein erster Einwand, es seien weder Klingel noch Licht vorhanden wurde damit beantwortet, dass es sich ja auch um ein Sportgerät handelt…
Nun ja, es gibt ja Lösungen für so ziemlich alles… An einem sauteuren Drahtesel isses natürlich schon auch so, dass es einfach mal nicht geht, seinen Elektronikzierrat auf dem Carbon Lenker mit so einer Billig Klingel zu verunzieren 😉 Aus diesem Grund wurden wohl aber die Knog Oi Luxe, Spurcycle oder Hexlox erfunden! Die Knog Oi Luxe ist sogar so schmal, dass das sich auf den Lenker zu pressende Iphone einfach noch größer und breiter ausfallen darf ohne Klingel oder Garmin zu überlappen – und das bei einer Lenkerbreite von immer noch unter einem Meter!